Achtsamkeit


Das Sich-Üben in Achtsamkeit ist das Herzstück der buddhistischen Meditation und steht seit mehr als 2000 Jahren in vielen asiatischen Ländern im klösterlichen und weltlichen Bereich in Blüte. Achtsamkeit ist nicht an irgendeine Glaubenslehre gebunden, sondern hat universellen Charakter. Achtsamkeit ist eine besondere Art von Aufmerksamkeit, ein „Gewahrsein“. Jon Kabat-Zinn* definiert Achtsamkeit als „eine Bewusstheit, die entsteht, indem wir im gegenwärtigen Moment absichtlich und ohne zu urteilen aufmerksam sind.

 

*Jon Kabat-Zinn ist ein amerikanischer Molekularbiologe, der die Achtsamkeitspraxis in Medizin und Gesellschaft bekannt gemacht hat. Er entwickelte ein achtwöchiges Achtsamkeitsprogramm MBSR**, das mittlerweile weltweit gelehrt wird. **MBSR – Mindfulness Based Stress Reduction (Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion)

Das Prinzip der Achtsamkeit wird heute im Rahmen der Psychotherapie, zur Prävention vieler psychischer und körperlicher Störungen und zur Stressbewältigung angewandt.

Die beste Weise, sich um die Zukunft zu kümmern, besteht darin,

sich sorgsam der Gegenwart zuzuwenden. (Thich Nhat Hanh)



Bei der Meditation geht es nicht um den Versuch, irgendwo hinzugelangen. Es geht darum, dass wir uns selbst erlauben, genau dort zu sein, wo wir sind, und genau so zu sein, wie wir sind, und desgleichen der Welt zu erlauben, genau so zu sein, wie sie in diesem Augenblick ist. (Jon Kabat-Zinn)

In der Achtsamkeitspraxis öffnen wir uns bewusst unseren Gefühlen, Körperempfindungen, Gedanken, Reaktionen und Sinneseindrücken, wir sind aufgeschlossen für das gesamte Spektrum unserer Erfahrungen und kommen dadurch in Kontakt mit uns und unserem Körper. Wir lernen, mehr im Hier und Jetzt zu sein.

Es geht darum, eine neue innere Haltung einzunehmen, die uns dabei hilft, uns mit mehr Leichtigkeit und weniger Stress, mit weniger Anspannung durch die Schwierigkeiten des Lebens zu bewegen. Wir verbessern unsere Innenschau, schärfen unsere Körperwahrnehmung. Dadurch üben wir uns darin, die Dinge so sehen zu lernen wie sie sind.

Wir lernen uns selbst besser kennen, werden zu einem Ort der Begegnung mit uns selbst. Dadurch können wir bewusst agieren, anstatt automatisch zu reagieren. Achtsamkeit führt zu einer größeren Ausgeglichenheit und Zentriertheit und verleiht uns die Fähigkeit, mit den Unwägbarkeiten des Lebens, mit seinen Höhen und Tiefen gelassener umzugehen. Das hat positive Auswirkungen auf unser körperliches, emotionales und mentales Wohlbefinden. 

Wissenschaftliche Studien belegen die gesundheitsfördernde und stressreduzierende Wirkung der Achtsamkeitspraxis.



Nicht was wir erleben, sondern wie wir empfinden was wir erleben, macht unser Schicksal aus. (Marie von Ebner-Eschenbach) 

 

Eine gute Achtsamkeitspraxis kann den Coachingprozess wesentlich unterstützen und bei Stressprophylaxe und -abbau helfen.

 

Achtsamkeit, dieses bewusste Sein im Hier und Jetzt, ist eine innere Haltung, die wie eine Sportart trainiert werden muss. Unser Gehirn muss einen „Achtsamkeitsmuskel“ entwickeln, durch ein regelmäßiges Achtsamkeitstraining. Dieses Training besteht aus einer Kombination von achtsamer Körperarbeit wie Tai-Chi, QiGong, Yoga und verschiedenen Meditationen.

 


Zukunftspläne

Der vietnamesische Dichter und Mönch Thich Nhat Hanh schildert eine kleine Begebenheit:

Als er einmal mit einem Freund unter einem Baum sitzt und Mandarinen isst, erzählt dieser von Zukunftsplänen und stopft sich währenddessen achtlos die Obststücke in den Mund. Ins Reden vertieft, schiebt er schon den nächsten Bissen nach, noch bevor er mit dem Kauen des vorigen begonnen hat: „Es war so, als ob er überhaupt keine Mandarinen gegessen hatte. Wenn er irgendetwas gegessen hatte, dann vielleicht seine Zukunftspläne.“

Abwaschen, um abzuwaschen

Wenn man abwäscht, sollte man nur abwaschen, das heißt, man sollte sich dabei völlig bewusst sein, dass man abwäscht. Auf den ersten Blick mag das ein wenig albern erscheinen. Warum sollte man solches Gewicht auf eine so einfache Sache legen? Aber das ist genau der Punkt: Die Tatsache, dass ich hier stehe und diese Schalen abwasche, ist eine wunderbare Wirklichkeit. Ich bin völlig ich selbst, folge meinem Atem und bin mir meiner Gegenwart, meiner Gedanken und Handlungen bewusst. Ich kann so unmöglich unbewusst umhergeschleudert werden wie eine Flasche, die von den Wellen hin und her geworfen wird. …

Es gibt zwei Arten, Geschirr zu spülen. Einmal, damit man hinterher sauberes Geschirr hat, und die zweite Art besteht darin, abzuwaschen, um abzuwaschen. (Thich Nhat Hanh)



Du kannst die Wellen nicht anhalten, aber du kannst lernen, auf ihnen zu surfen.